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Mit Handy gratis ins Internet

Haben den WLAN-Punkt vorgestellt (v.l.): Matthias Meder (SKM), Nicole Huber (Stadt), Andrea Meixner (Sozialamt) und Martin Dreßler („WIN-WIN-Netz“).  © Rothe
Haben den WLAN-Punkt vorgestellt (v.l.): Matthias Meder (SKM), Nicole Huber (Stadt), Andrea Meixner (Sozialamt) und Martin Dreßler („WIN-WIN-Netz“). © Rothe

TEILHABE TAGESSTÄTTEN FÜR WOHNSITZLOSE BIETEN NUN WLAN AN / STADT FINANZIERT DAS ANGEBOT MIT „WIN-WIN-NETZ“

 

Mit Handy gratis ins Internet

02. Februar 2018 Autor: Michaela Roßner (miro)

 

HEIDELBERG.„Das finde ich richtig klasse, dass wir jetzt WLAN hier haben“, sagt Michael. Er kommt regelmäßig ins Karl-Klotz-Haus an der Heidelberger Kaiserstraße 88-92. Ab sofort kann man in der Tagesstätte für Wohnungslose kostenlos mit seinem Handy surfen. Die Einrichtung besitzt jetzt einen von 180 „Heidelberg4you“-Hotspots, die über das Stadtgebiet verteilt kostenloses öffentliches Internet anbieten. Zwischen 60 und 70 Menschen besuchen täglich die Einrichtung des SKM (Katholischer Verein für soziale Dienste in Heidelberg) an der Kaiserstraße in der Weststadt, zählt Leiter Matthias Meder auf. Weitere 15 suchen den Frauenraum im Mörgelgewann in Kirchheim auf.

 

Dusche, Essen und Internet

Frische Kleidung, Waschmöglichkeit und ein kleines Frühstück gibt es hier im gemütlichen Gastraum im Erdgeschoss. Ein Mittagessen kostet 1,50 Euro, eine Tasse Kaffee 20 Cent. Sieben Festangestellte und 35 Ehrenamtliche kümmern sich um Kochen, Verwaltung und Kleiderkammer. Geöffnet ist die Tagesstätte montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr und Sonntagmittag.

 

„Man braucht oft eine Mailadresse – etwa fürs Jobcenter, das dann Infos per Mail schickt“, sagt die 41-jährige Melanie, die regelmäßig ins Karl-Klotz-Haus zum Mittagessen kommt – und zum Plausch mit den anderen. „Über die sozialen Netzwerke in Kontakt zu bleiben“, findet sie ebenfalls wichtig. „Ein tolles Angebot“, sagt sie anerkennend.

 

Die Antenne, die das Internetsignal im Gebäude und auf dem Platz davor verbreitet, ist an der Regenrinne in gut vier Metern Höhe befestigt. Installation und Montage hat die Aktion „WIN–WIN-Netz“ mit 1200 Euro unterstützt, erklärt Martin Dreßler. Den Rest der Kosten trägt das Sozialamt, bestätigt Andrea Meixner. Seit vier Jahren verfolge man die Idee, in den SKM-Einrichtungen kostenloses Internet anbieten zu können, verweist Meder auf die Vorgeschichte. Angebote von professionellen Anbietern habe man sich nicht leisten können. „Dann sind wir auf ,Heidelberg4you’ aufmerksam geworden und haben die Stadtverwaltung angesprochen“, ergänzt Meder zufrieden. Das WLAN-Netz „Heidelberg4you“ soll Touristen, Studenten und Heidelbergern überall den leichten Einstieg ins weltweite Netz ermöglichen. „Seit der Abschaffung der Störerhaftung ist keine Registrierung mehr nötig. Zwei Klicks genügen zum Einwählen, danach wählt sich „Heidelberg4you“ automatisch an jedem Punkt ein“, verweist Nicole Huber, Leiterin des Referats des Oberbürgermeisters, auf einen vereinfachten Zugang.

 

Seit 2014 gibt es „Heidelberg4you“, die Zugriffszahlen steigen stetig. 18 000 verschiedene Einzelgeräte hatten sich 2017 über zwölf Monate eingewählt – pro Tag klickten sie sich im Schnitt 30 000 Mal ein. 42 000 Euro hat allein die Stadt in das Angebot investiert. Weg zurück in geordnetes Leben Zeitlich ist der Zugang unbegrenzt, eine Schranke gibt es nur bei zwei Mbit/Sekunde. „Wir wollen ja nicht, dass Heidelberger daheim ihrem Provider kündigen“, erklärt Huber, dass „Heidelberg4you“ ein Angebot für unterwegs sein soll. In Kooperation mit der Universität bietet die Stadt rund 180 WLAN-Punkte im Stadtgebiet. „Das kostenlose Netz kann eine Hilfe auf dem Weg zurück in ein geordnetes Leben mit einem Dach über dem Kopf sein“, weiß Huber: „Auch Arzttermine vereinbart man inzwischen über das Internet.“ „Bisher musste ich den Jungs immer wieder mein Handy leihen. Ich habe nämlich einen eigenen Vertrag“, sagt die ALG II-Empfängerin Melanie stolz und blickt auf die Gruppe, die unter einer Art Carport im Hof des Karl-Klotz-Hauses um einen Tisch herumsitzt. „Jetzt können sie selbst mit ihren Handys ins Internet gehen und ich muss mein Handy nicht mehr teilen.“

 

© Mannheimer Morgen, Freitag, 02.02.2018

 

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